Im
goldenen Teig
versteckt:
holde Blütenlöckchen
*
Sie stehen in ihrer Blüte. Endlich! Vorhang hoch für den Holunder. Warten ist (nicht immer) meine Stärke. Ungeduldiges Fingerspitzenklopfen taktet sich durch den Tag. Wann ist er denn soweit? Vor zwei Wochen bereits beäugte ich meinen Holunderbusch des Vertrauens. Bewappnet mit einer Spanholzkiste war ich guten Mutes - doch: Fehlanzeige. Ganz grün war er noch hinter den Dolden. Es sonnte ja auch nicht, nur das Aroma kitzelte vorwitzig auf der Zunge. Am Wochenende dann reckten sich mit den Sonnenstrahlen auch die Blüten in die Höhe. Wie unlängst die Löwen kommen auch die Dolden aus dem Tal. Auf meinen >Sonnenhang< ist Verlass. Das Gefühl in mir, er könnte nicht mehr wiederkommen, zwickten die Kuppen fleißig. Blüten über Blüten über Blüten - ab.
Da lagen sie nun in meiner Küche. Wie einst Zweins - nur plus Eins. Es wurde aus ihnen ein Dreierlei. Ein Dreierhollerlei. Premierend mit den plustrigen Pfannenküchlein. Lauter Abzweigungen im Teiginneren versteckt. Der Duft zieht durch die Decke, kleine Adern schimmern zärtlich durch. Kräftige Zähne durchbeissen das Grün. Puderzucker stärkt den Holunder. Das mache ich noch einmal. Ich freue mich darauf - wenn vielleicht auch erst im nächsten Jahr. Ich glaube, ich kann tatsächlich warten.
Auf euch, ihr acht Küchlein! Fabriziert auf der Basis der liebsten fluffigen Fladen (nach Jamie O.). Dafür 3 große Eier trennen und das Weiß mit einer Prise Salz zu gutem Schnee hochziehen. Zur Rast schicken. Das Gelb in einer Schüssel mit 120 Gramm Mehl (vorab mit einem hügeligen Teelöffel Backpulver vermischt), 140 Milliliter Milch und einem Esslöffel Rohrohrzucker zu einem zähen Teig verquirlen. Mit dem Besen den Schnee unterziehen. Außerdem zwei Händevoll Holunderblüten vorsichtig versenken. Bitte: Die straßenfern gesammelten Dolden vorher kurz (!) ausschütteln. Wirklich nur kurz, denn der aromatische Blütenstaub darf nicht verloren gehen. Mit einer Schere die festen Stiele abschneiden. Was bleiben soll, sind Sternchen mit nur feinen Ästen.
Eine heiße butterschmalzige Pfanne achtmal beschöpfen. Die Küchlein von beiden Seiten goldbräunen. Auf den Teller, auf den Tisch. Mit Puderzucker einstäuben - und wer's süßer mag: ein paar Rohrohrzuckerkristalle aufrieseln. Optional: ein Klecks Crème Fraîche. Ich habe unbehäubt zugebissen.
Die zweite Ladung goß ich mehrjährig erprobt in Gläser. Gelée mit Sekt wurde es wie gehabt. Im Geléesee taumelt jeweils eine kleine Dolde. Sieht schön aus. Eventuell mit einem Holzstäbchen in die richtige Position bringen. Und als Drittes: Sirup. Der zieht jedoch noch an. Fünf Tage im großen Schnappverschlussglas. Mit Zitronenrädern und massenweise Zucker. Hut ab! Bei Erfolg wird das Rezept nachgereicht. In der Zwischenzeit hilft: Abwarten und kaltes Wasser trinken. Soviel wieder zur Geduld.
Ich habe mir sagen lassen, es sonnt kräftig.
Ihr findet mich im Schatten.
Nachtrag: Der Sirup schmeckt formidabel. Süß und klebrig, gleichzeitig mundend holundrig. Die Formel dafür lautet: 35/40 Blütendolden in einem Glas versenken. Zwei Kilogramm Zucker in zwei Kilogramm Wasser heiß und köchelnd auflösen. Anschließend 25 Gramm Zitronensäure hinzurieseln (Habt ihr haltbare Erfahrungen ohne?) sowie die Scheiben zweier Bio-Zitronen. Lauwarm abkühlen lassen. Über die Dolden gießen. Verschlossen drei bis vier Tage ziehen lassen. Abseihen, filtrieren, (dreiminütig sprudelnd aufkochen), in sterilisierte Flaschen füllen. Voilà.
Auch ich im Schatten, dahinschmelzen tue ich trotzdem; ob Deiner Worte! Ich liebe es sie zu lesen. Und traue mich fast nicht zu sagen, dass ich wieder mal an meine Mutter denken muss (und längst vergangene idyllische Zeiten). Auf großen flachen Korbgestellen waren die Blüten ausgebreitet. Für Tee. Frisch gab es sie mit Teig und kurz frittiert und natürlich auch als Sirup (eine dänische Spezialität), der noch im Winter die Erkältung vertreibt. Jetzt läuft mir hier das Wasser im Mund zusammen. So schön! Liebe Grüße, Wiebke
AntwortenLöschenach wiebke, ich freue mich immer so über die kulinarischen verbundenheiten :)
Löschenin teig gebettet sind sie miR die liebsten. nicht nuR aufgRund deR geschmackskomposition, auch deR kindheitseRinneRungen wegen. und hieR so fein pRäsentieRt .... da wiRd miR noch wäRmeR, als es schon ist.
AntwortenLöschenliebe gRüße. käthe.
Oh ja, endlich blüht er, mein Lieblingsstrauch und schon bald wandert gar Leckeres in meinen Bauch.
AntwortenLöschenDeine Rezpete klingen so verlockend, besonders die Pfannkuchen haben es mir angetan, läuft mir doch schon bei dem Gedanken in sie zu beißen, das Wasser im Mund zusammen - und das will was heißen, momentan ist das mit den Gerüchen und dem Appetit so eine Sache. Die Sektvariante werde ich im Kopf behalten, jedoch erst nächstes Jahr versuchen, der Krümel unter meinem Herzen wird den Alkohol nicht mögen.
Lass es dir gut gehen im Schatten, liebe Grüße,
Jana
na, lass du es dir gutgehen :)
LöschenBlüten bannen ist etwas Schönes. Wann, wenn nicht jetzt!
AntwortenLöschensonnige Grüße zurück
auf dein persönliches siruprezept bin ich gespannt. unzählige hab ich schon ausprobiert und bin noch immer am optimieren. hab danke für deinen sommerlichen augenschmaus, du liebe!
AntwortenLöschenich auch, ich auch. ein paar blütensternchen stehen noch auf hohen zweigen hier - ein sirup wir unbedingt noch gemacht. allein: die rezeptfrage, die heikle ...
Löschenihr zwei: bei erfolgreicher abfüllenden geschmacksprobe, verrate ich euch mein rezept, das in wirklichkeit gar nicht meins ist ;) sonnt gut durch den tag!
LöschenBisher schwöre ich auf altbewährtes: 15 Dolden + 1 kg Zucker 1l Wasser + Saft von mehreren Zitronen. Beim letzten Versuch haben meine Rechenkünste angesichts der Menge an gesammelten Dolden versagt und 1kg Zucker fiel unter den Tisch. Etwas weniger süß, dafür umso köstlicher!
Löschennina . so wundervoll lecker . hollunder ist eine herzensangelegenheit .
AntwortenLöschen.
LöschenSo wunderbar lecker - und hübsch.
AntwortenLöschenWünsche einen sonnigen Tag mit reichlich Wasser zur Abkühlung. Der Sirup muss ja wohl noch ziehen.
LG Anja
Ich freue mich auch schon drauf, den Holunderblüten an den Kragen zu gehen! :)
AntwortenLöschenSie lachen mich an, die prall gefüllten Büsche mit den weißen kleinen Blütchen!Beim Joggen durch Mettmanner Felder,denke ich die Tage schon darüber nach,mit großen Tüten bewaffnet meinen Lauf zu unterbrechen um zu Ernten...im Hinterkopf, was man Schönes und Leckeres zaubern kann! Mal sehen was die Tage bringen!
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße aus der Nachbarschaft!
Deine Nicole
ganz früh heute im wald mit korb und schere duftiges geerntet und zwei gefäße gefüllt. eines mit milder birne. danke für die bildträumereien und geschmacksideen. ja schatten und kühle räume so ist es fein*
AntwortenLöschenich bin sehr vorfreudig :)
Löschenimmer wieder eine betörende zeit, deshalb vorzugsweise im schatten des hollerbusch in diesen heißen tagen:) lg, nikki
AntwortenLöschenIn Teig! Das ist Kindheit pur!!
AntwortenLöschenBei uns wurden sie in Pfannkuchenteig gebacken.
Liebe Grüße
Suse
... ich wurde leider nie damit verköstigt - insofern ist das wohl jetzt meine kindheit ;)
Löschenbald sind ferien, ni ... trinken wir dann aufgegossenen holler zusammen im schatten?
AntwortenLöschenDieses Jahr sind die Hollerblüten irgendwie an mir vorbeigegangen. Zu tief sitzt die Trauer über den gefällten Busch an der Grenze meines Schrebergartens. Er war nicht "rein" genug. Eine Buchenhecke mußte her. Banausen!
AntwortenLöschenDennoch genieße ich von Deinen Bildern, die ich mir virtuell auf der Zunge zergehen lasse. Ein Traum.
aber eigentlich isser doch grad erst soweit? oder sonnt es bei euch schneller? :)
Löschenoh nina. die farben sind so toll. creme, vanille, weiß. wunderbar. dein gespür dafür und für worte ist so zart und authentisch. danke.
AntwortenLöschenholde nina
AntwortenLöschenverdammt gut sieht das aus
hier sitzt auch eine schattenliebende :)
frohen genuss!
und ich erspähe: rechts hat sich 'was getan
Löschenich bin gespannt bis zum platzen!
heute so über die felder spaziert, die augen zusammengekniffen
Löschen'ist das nicht holunder'
und wie viel!
gesammelt bis arme und tasche gut gefüllt waren
-der kornblumenstrauß durfte nicht zerquetschen-
eben zucker geholt und jetzt zieht er.
schon der zucksirup mit zitronenallerlei schmeckte beim probieren so herrlich gut!
die plattkuchen gibts heut zum abendbrot :).
ich freu mich auf holdunderduftgeschmack!
Ich geh mir jetzt einen Holunderbusch suchen.
AntwortenLöschenich hoffe, du findest - beim suchen auch die sonne :)
Löschenoh, das küchlein muss ich unbedingt ausprobieren! einige blüten finde ich noch bestimmt!
AntwortenLöschenIch bin begeistert. Die Küchlein einmal mit Holunderblüten gebacken, folgten nun schon zweimal blaubeerige Pancakes nach deinem Rezept. Es ist so einfach und ein Erfolgsgarant für ein leckeres Frühstück. Danke für diese Bereicherung :)
AntwortenLöschenich freue mich, lina! sie sind wirklich perfekt für (fast) jedes obst - himbeeren sind auch ganz fein. oder nackig mit kompott ;)
Löschen