14.06.2016

(nicht nur) sonntagsbrötchen

sonntagsbrötchen ohne kneten I fräulein text

. . .  sondern auch ein weites herz



Dänemark, 2008. Ich möchte unbedingt nach Kopenhagen – mit dem Auto. Um die ferne Strecke angenehm zu portionieren, plane ich dafür zwei Stopps ein. Den ersten an der Nordsee nahe St. Peter Ording, und den zweiten auf der dänischen Insel Fünen, um dann über den >Storebælt< nach >Copenhappy< (wie Marleen die Stadt so schön nennt) zu sausen. Ich segle willkürlich durch das Netz und buche – auf gut Blick – >Liselund<. Das Bed & Breakfast von Jette. Für genau zwei kleine Übernachtungen. Tatsächlich aber bleibe ich zwölf Tage.

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Wir kommen an – und sind die einzigen Gäste. Da wir uns verspätet haben, erwischen wir Jette auf halbem Feldweg im Auto. Sie muss noch schnell in den Supermarkt nach >Nyborg<, aber die Haustür sei offen. Sie schließe hier nie ab. Willkommen :) Wir parken, stellen unser Gepäck im Hausflur ab, ich laufe sofort zum Meer. Emma ist dabei. Kurze Distanz: Schon durch die grüne Lücke sehe ich das Wasser, gesäumt von einem schmalen Steinstrand und inmitten ein/zwei/drei (private) Stege. Es ist früher Abend, menschenleer, im Schleierblau zeigt sich die Silhouette der Brücke. Zum Greifen nah. Nur ein kleiner Sprung, so fühlt es sich an. Ich laufe auf den mir nächsten Steg, Emma hinterher, setze mich ganz nah an die Kante, die Beine in der Luft, und schaue nach vorn. Nur nach vorn. Sehe ein einziges Blau und damit alles. Einer jener Augenblicke. >Er liebte das Meer aus tiefen Gründen.< Dieser Satz, den ich damals noch nicht kannte. Dank dir schlägt er immer wieder Wellen. So gerne denke ich an dieses Stück Zeit zurück.

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Ich weiß, ich kann jetzt nicht gehen. Wir verlängern, obwohl das eigentlich unmöglich ist. Jette muss für vier Tage nach Hamburg. Sie fährt – und wir bleiben. Vier Tage ohne Jette bedeutet allerdings auch, vier Tage ohne ihre >Jettebrötchen<. Diese faulen, knusprigen Dinger, deren Teig Jette jeden Abend in einer großen Schüssel zusammmenrührt, und dann in den Kühlschrank stellt. Um sie am nächsten Morgen mit einem großen Holzlöffel auf ein Blech zu klecksen und in den Ofen zu schieben. Ohne Rühren, ohne Kneten, ohne Formen, ohne Nix. Noch ofenwarm reicht sie Salzbutter (na klar!) dazu und selbstgemachte Marmelade. Was für ein Start in (fast) jeden Tag! Das Rezept hängt nun seit acht Jahren neben dem des Mini-Käsekuchens. Süß und Salzig. Zwei wichtige Blätter über dem Herd, mehr braucht es oftmals nicht.


Brötchen ohne Kneten nach Jette
600 Gramm (Weizen-)Mehl
125 Gramm (Weizen-)Vollkornmehl (o >Grahamsmel< – falls in Dänemark unterwegs!)
25 Gramm frische Hefe
1 Esslöffel Honig
1 Esslöffel Salz
500 Milliliter Wasser, lauwarm
100 Milliliter Milch

Mehl mischen. Hefe, Honig, Salz in Wasser auflösen. Alles mit einem Löffel zusammenrühren. Milch nicht vergessen! Keinesfalls kneten. Etwa 14 Stunden (am besten über Nacht) bedeckt im Kühlschrank gehen lassen. Angemerkt: Unbedingt eine ausreichend große Schüssel wählen; Teig wächst! Ohne Kneten und erneut mit Hilfe eines Löffels (klebt ein wenig!) brötchengroße Portionen auf ein (Backpapier-)Backblech setzen. Bei vorgeheizten 240 Grad O/U 20 bis 25 Minuten knusprig bräunen.

Nyd dit måltid!


Noch so eine Erinnerung: Streifen.

15 Kommentare:

  1. fast jeden sonntag hier! deine jette ... für mich immer mit dir verbunden :)

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    1. . . . und du hast auch (optisch) das schönste rezept daraus gemacht. halt smakdesign :))

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  2. Sag mal wo ist denn das bezaubernde B'n B? Ich liebe Dänemark und deine Fotos wecken Sehnsucht. Danke für das Brötchenrezept. Das probiere ich am Samstag aus und freue mich schon jetzt. Und das Mini-Käsekuchen auch. Mit Rhabarbermus. Mmmhhh! Tak!!!

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    1. in bovense auf fünen. allerdings bin ich mir nicht sicher, ob jette noch einzelne zimmer vermietet - oder es mittlerweile ausschließlich als seminarhaus für malreisen genutzt wird. der einzige netzkontakt führt auf diese (schon etwas ältere) seite. liebe grüße + frohes probieren :)

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  3. Jetzt weiß ich wie Dänemark schmeckt. Danke.

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  4. Was für schöne Erinnerungen. Ich war mit 10 Jahren auf Fünen, in der Nähe von Nyborg mit einem großen Segelschiff und ich erinnere mich genau an das Meer dort... so kalt, so kalt aber auch so schön.
    Und ich mag deine Bildzusmamenstellung so sehr, der Horizont, der aus dem Bild hinaus weiterläuft und das Liselund, das genau die Farben des Meeres obendrüber und der Tüll, der genau die Farbe des Meerhimmels und überhaupt.
    Ich wäre wohl auch geblieben.

    LG, Katja

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    1. katja - wie schön, dass du das schreibst!
      fünen ist, so finde ich ja, ein wirklich unterschätztes fleckchen dänemark. dass du dort schon warst, überrascht mich ü nicht ;)

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  5. Perfekt Brötchen und Sehnsucht ... wann sehen wir uns wieder zum Krümeln und freuen in feiner Runde?

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    1. ja - wann? vielleicht im herbst im hafven?
      das finde ich so gut, sus :))

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  6. Eine Auszeit, wie man sie sich ausmalt...
    schön geschrieben, liebe Nina

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  7. Klingt toll! wird ausprobiert!
    Beste Grüße!

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  8. Wie schön, der Text, die Erinnerung und das Rezept! Wird ausprobiert, bald.

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  9. weisst du wie oft die schon unser wochenende gerettete haben, weil zu faul um zum bäcker zu gehen oder das wetter zu blöde um raus zu gehen... : ) diese brötchen sind eine wahre bereicherung für mein leben - danke für die tüte und das rezept damals... ich werde sie noch lange backen!!

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  10. Ja, CopenHAPPY. Das passt, so ist meine Herzensstadt! Und Jettes Brötchen, die werden bald ausprobiert. Denn kann ein Rezept einfacher sein.

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Ich danke dir – und freue mich :)